VERLOREN IN DER GROSSEN FREIHEIT
- henriettefraedrich
- 28. Aug. 2014
- 2 Min. Lesezeit

Kennen wir nicht alle diese Sehnsucht nach der "großen Freiheit"? Was wir alles Tolles machen würden, wenn wir nicht an diesen Job gebunden wären, keine Familie hätten, nicht verheiratet wären, keine Kinder hätten und all die anderen sozialen und gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht hätten.
Wir würden reisen, die Welt erkunden, in den Tag hinein leben, nur noch das machen, worauf WIR ALLEIN Lust hätten, ohne Rücksicht zu nehmen auf irgend jemand anderen, ohne fragen zu müssen, ohne sich rechtfertigen zu müssen, ohne sich erklären zu müssen. Hach, wäre das schön!
Und wenn es soweit ist? Kinder aus dem Haus, Ehe geschieden, und beruflich so aufgestellt, dass man theoretisch von überall arbeiten könnte, wo es Strom fürs Laptop und Internet gibt - könnte man doch meinen, nun endlich so und dort leben zu können, wie man es immer wollte.
Und dann? Dann macht die große Freiheit plötzlich gar keinen Spaß mehr, im Gegenteil, sie ist eine Bedrohung, sie macht Angst, sie überfordert. Ich erlebe das gerade im Bekanntenkreis: Jemandes Leben hat sich recht plötzlich verändert. Und alles, was diese Person bisher an einen Ort und einen Menschen gebunden hat, bricht plötzlich weg. Und nun steht dieser Mensch da, weiß weder ein, noch aus. Wo soll ich hin? Was soll ich machen?
Außenstehende sagen: "Mensch, ist doch toll, du kannst jetzt alles machen, was du schon immer wolltest und dorthin gehen, wo du schon immer hin wolltest! Du kannst reisen, um die Welt jetten!"
Aber dieser Mensch sagt: "Ich will doch gar nicht weg. Ich weiß gar nicht, wohin ich wollen wöllte und was ich wollen will. Rumreisen ist doch sinnlos, wozu, wenn ich keinen Ort habe, an den ich gern zurück kommen will! Es war doch alles gut so, wie es ist. Ich will diese Freiheit gar nicht! Diese Freiheit erdrückt mich!"
Völlige Ratlosigkeit also in der großen Freiheit.
Lerne: Die große Freiheit macht nur dann Spaß, wenn man einen sicheren Hafen hat, in den man wieder zurück kehren kann.
Und: Meistens ist doch alles eigentlich gut so, wie es ist. Die Sehnsucht nach der großen Freiheit ist oft Einbildung. Quatsch. Sie wissen schon, die Kirschen in Nachbars Garten und so.
Deshalb: Innehalten. Festhalten. Genießen. Dankbar sein. Es ist meistens nämlich alles genauso richtig, wie es ist.
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